Zeichnen aus Protest, Russland: Die Karikaturistin Victoria Lomasko

Sendezeit: 22:00 - 22:55, 13.03.2024
Genre: Kunst und Kultur, Staffel 2024
  • Regie: Anna Moiseenko
Belgien (2024) Victoria Lomasko ist eine international anerkannte Künstlerin, die sich mit ihrer Kunst auf Seiten derer positioniert, die Widerstand leisten. Zehn Jahre verbringt sie damit, das Leben unter Putin zu dokumentieren. Es gibt kaum eine Demonstration oder politische Veranstaltung, auf der sie nicht präsent ist. Doch ist es überhaupt möglich, engagierte Kunst zu schaffen in einem Land, das sich allmählich von einem autoritären Regime zu einer Diktatur entwickelt?
In ihren Zeichnungen beschäftigt sich Victoria mit dem, was sie den Teufelskreis der Gewalt nennt. Was passiert mit einer Generation, deren Geschichte in staatlicher Gewalt verwurzelt ist? In der Täter und Opfer nicht zu unterscheiden sind? Wie hängen systematische und häusliche Gewalt in Russland zusammen? Im Laufe der Dokumentation trifft Victoria Menschen, deren Geschichten sonst verschwiegen werden. Sie macht sie sichtbar, indem sie sie zeichnet. Ihre Arbeit gipfelt in einer Wandmalerei, in der sie ihre Begegnungen symbolisiert und die Ereignisse zwischen den Demonstrationen im Winter 2021 und dem Kriegsbeginn 2022 zusammenfasst.
Doch wie für viele Menschen in Russland stellt sich auch für Victoria die Frage, wie weit man für den Widerstand gehen muss. Als Putin einen Angriffskrieg gegen die Ukraine startet und alle Dissidenten als "Fliegen" bezeichnet, "die man erschlagen sollte", muss Victoria das Risiko ihrer Arbeit neu abwägen: Sie kann nicht weiter in Russland arbeiten. Sie lässt alles hinter sich und beschreitet den Weg in eine ungewisse Zukunft.
Hintergrundinformationen: Victoria Lomasko ist eine russische Künstlerin, die 1978 in Serpuchow geboren wurde. Sie studierte an der Staatlichen Universität für Druckwesen in Moskau, an der sie 2003 mit einem Diplom in Grafik und Buchkunst abschloss. Ihr erstes Buch, "Verbotene Kunst", wurde für den renommierten Kandinsky-Preis nominiert. Darin schildert sie jene Aspekte des russischen Lebens, die die Behörden am liebsten verschweigen würden.

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