Deutschland (2021)
Um die genderneutrale Sprache toben Grabenkämpfe. Welche Rolle spielt - wissenschaftlich gesehen - das Gendern tatsächlich? Ist es vielleicht doch mehr als Ideologie? Bei Forschungen etwa zur Verkehrssicherheit oder in der Medizin wird der Faktor "Geschlecht" kaum berücksichtigt. Harald Lesch zeigt, welche Konsequenzen das hat und wo die Forschung dringend Lücken schließen muss - zum Vorteil aller. Sprachpsychologische Untersuchungen machen deutlich: Sprache formt die Art, wie wir Wirklichkeit wahrnehmen. Doch kann genderneutrale Sprache tatsächlich zu weniger Diskriminierung und mehr Gleichberechtigung beitragen? Aber nicht nur die Sprache ist männlich dominiert - vor allem Technik ist überwiegend männlich normiert. Diese Geschlechter-Blindheit kann für Frauen tödliche Folgen haben: Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt zu werden, ist bei Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern. Der Grund: Autos sind in der Entwicklung sicherheitstechnisch immer noch überwiegend auf das "Modell Mann" zugeschnitten. Welche Bedeutung kann allein ein Crashtest-Dummy haben, der nach weiblichen Durchschnittsmaßen konstruiert ist? Auch in der medizinischen Forschung wird geschlechtsbedingte Diversität bisher zu wenig berücksichtigt - und das betrifft nicht nur die Frauen. Beispielsweise zeigen Studien, dass Männer ein deutlich höheres Risiko haben, an Viruserkrankungen zu sterben - so auch an COVID-19. Für Forschende wird immer deutlicher, welche Bedeutung die geschlechtsspezifische Physiologie hat und wie groß die Unterschiede auch im Immunsystem sind. Harald Lesch zeigt, wo es noch erheblichen Forschungsbedarf gibt. Doch es gibt auch Forschungsfelder, in denen Ergebnisse vorliegen - es aber an den Konsequenzen daraus fehlt: Tatsächlich würden sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zufolge in einer Welt mit mehr Gender-Fairness alle Menschen profitieren. Doch mehr Gender-Gerechtigkeit in der Gesellschaft wird nicht ohne das Zutun der Männer klappen, sie müssen schließlich auf Privilegien verzichten. Harald Lesch erklärt, welche Gründe es gibt, den Faktor "Geschlecht" oder "Gender" viel mehr als bisher üblich zu berücksichtigen - nicht nur in der Sprache.
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