Deutschland (2023)
Forscherinnen und Forscher schlagen Alarm: Wir stehen am Anfang der größten Aussterbewelle seit dem Ende der Dinosaurier. Aber welche Auswirkungen hat das Verschwinden von Arten überhaupt auf unseren Alltag? Und wie kann eine Trendwende endlich gelingen? Prof. Harald Lesch blickt in die Ökosysteme unserer Erde und ist Lösungen auf der Spur. Das Aussterben einzelner Arten ist Teil der Evolution. Doch Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass das weltweite Artensterben aktuell bis zu 100-mal schneller voranschreitet als in den vergangenen zehn Millionen Jahren. Das gefährdet die Funktion ganzer Ökosysteme, da sich die verschiedenen Arten gegenseitig beeinflussen und oft komplex miteinander verbunden sind. Diese Vernetzungen sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Die fatalen Folgen zeigen sich häufig erst, wenn es zu spät ist. Ein Beispiel findet sich in der Geschichte Chinas, das noch heute Auswirkungen auf die chinesische Landwirtschaft hat. 1956 ordnete die Regierung an, alle Spatzen auszurotten. Jeder Haussperling sollte zum Wohle der Landwirtschaft getötet werden, weil die Spatzen einen Teil des Getreides wegfraßen. In den folgenden Jahren wurden rund zwei Milliarden Spatzen landesweit getötet. Doch der Erfolg blieb aus. Im Gegenteil - die Aktion hatte verheerende Auswirkungen: Der Spatz frisst nämlich nicht nur das Getreide, sondern auch die Getreideschädlinge. Nachdem es aber keine Spatzen mehr gab, vermehrten sich die Schädlinge explosionsartig und sorgten für viel größere Ernteausfälle, als es der Spatz jemals hätte fertigbringen können. Das setzte eine Kettenreaktion in Gang, die weitreichende Konsequenzen hat. Die Schwierigkeiten und Fehler sind aber keineswegs nur ein Problem Chinas. In der ganzen Welt - auch in Deutschland - wurden bereits komplexe Netzwerke fatal beschädigt. Die Liste bedrohter Arten ist lang. Welche Folgen das Aussterben einzelner Arten bei uns haben kann, zeigt sich auch an einem Tier, das heute vor allem von Bauunternehmerinnen und -unternehmern gefürchtet wird: dem Feldhamster. Früher als Ernteschädling und Pelzlieferant bejagt, heute so selten und geschützt, dass er ganze Bauprojekte stoppen kann. Aber sein Schutz ist sinnvoll. Harald Lesch geht der wichtigen Funktion des Feldhamsters für uns in Deutschland auf den Grund. Das Sterben von Arten ist kein neues Thema. Bereits seit den 1970er-Jahren wird immer wieder darauf hingewiesen. Es gab Konferenzen und Beschlüsse, doch das Artensterben nahm weiter an Fahrt auf. Fast 50 Jahre später scheint die Welt langsam wachgerüttelt. Auf der letzten Konferenz zum Artenschutz in Montreal wurde das ehrgeizige Ziel verkündet, in den kommenden sieben Jahren 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Die bange Frage ist, ob sich die einzelnen Länder auch daran halten werden. Noch ist es nicht zu spät, um etwas gegen das weltweite Artensterben zu unternehmen. Harald Lesch zeigt, was mithilfe von wissenschaftlichen Erkenntnissen und einem Umdenken im Hinblick auf die Rechte der Natur und ihrer Lebewesen möglich sein kann. Für unsere Zukunft ist Gleichgültigkeit bei diesem Thema fatal - denn das fortschreitende Artensterben hat Auswirkungen auf uns alle.
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