Eigenbedarf. Familie Weiser muss raus

Sendezeit: 20:15 - 21:00, 09.04.2024
Genre: Gesellschaft und Soziales
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
  • Von: Annette Zinkant
Deutschland Bezahlbarer Wohnraum ist auf dem Wohnungsmarkt deutscher Großstädte und Ballungsgebiete mit hohen Mietpreisen so gut wie nicht mehr vorhanden. Dem geht dieser Film in Zusammenarbeit mit dem Competence Center Datenjournalismus des WDR auf den Grund. Die Politik bekommt die Wohnungsnot nicht in den Griff, das Problem ist inzwischen chronisch und sorgt für sozialen Zündstoff. Denn während neue Wohnungen fehlen, vor allem Sozialwohnungen, schmilzt der Bestand an vorhandenem, bezahlbarem Wohnraum zusehends. Die Folge: Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen werden aus den Städten verdrängt.
Dabei spielen Eigenbedarfskündigungen eine beachtliche Rolle. Die Mietervereine melden bundesweit, dass die Zahl der Beratungen im Fall von Eigenbedarfskündigung deutlich steigt. Sie sind die einzige Möglichkeit für private Eigentümer, ihre Mieterinnen und Mieter auf recht einfache Art loszuwerden. Ärgerlich für die gekündigten Mieterinnen und Mieter, wenn dann auf einen behaupteten Eigenbedarf in manchen Fällen gar nicht der Einzug des Eigentümers folgt. Denn: Eine leere Wohnung ohne Mieter ist dort, wo Wohnraum teuer ist, eine Goldgrube. Steht das Haus leer, lässt es sich besser sanieren, teurer verkaufen oder teurer vermieten. Auch im Fall der Familie Weiser und ihrer Nachbarn, die der Film durch ihre Klagen begleitet. Deutlich wird, welche Konsequenzen eine Eigenbedarfskündigung für das Leben der Mieterinnen und Mieter hat, was solche Kündigungen bei angespannten Wohnungsmärkten bedeuten und aus welchem Rechts- und Eigentumsverständnis heraus es sie gibt. Und auch, wie schutzlos und ausgeliefert sich Mieterinnen und Mieter fühlen - von der Politik im Stich gelassen.
So wie Monika Weiser, die den Wahlkampfversprechen der Parteien nicht mehr glaubt: "Vor allen Wahlen wollen sie die Wohnungsnot bekämpfen. Und was passiert? Der soziale Wohnraum verliert immer mehr seinen Status, es gibt immer weniger. Und wenn die, die so eine Stadt am Laufen halten - ob es Friseure, Postboten, Verkäuferinnen oder Krankenschwestern sind - wenn die hier nicht mehr leben können, weil es keinen Wohnraum für sie gibt, dann sagt das schon viel über eine Gesellschaft aus."

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