Sunny? Solo für Renate Krößner

Sendezeit: 23:10 - 23:40, 08.02.2024
Genre: Künstlerporträt
  • Hörfilm, Sendung mit akustischer Bildbeschreibung
  • Untertitel für die Sendung verfügbar
  • Von: Heike Sittner
D (2020) Vor 40 Jahren erscheint auf den DDR-Leinwänden eine Frau, mit der keiner gerechnet hat. Sängerin Ingrid Sommer, genannt Sunny. Frech, selbstbewusst, auf der Suche nach dem individuellen großen Glück. Eine junge Frau, die ihren Job als Fabrikarbeiterin hinschmeißt, um Schlagersängerin zu werden. Sich mit dem biederen DDR-System nicht abfinden will. Der Film "Solo Sunny" und seine Botschaft sind eine Sensation. Soll doch im Sozialismus alles nach Plan verlaufen und jeder sich im Kollektiv einfügen.
Renate Krößner, die Regisseur Konrad Wolf für die Hauptrolle ausgewählt hat, wird mit Sunny zur Identifikationsfigur für eine Generation. Gleichzeitig soll diese Rolle ihr ganzes Leben beeinflussen. Einen Monat nach der Filmpremiere 1980 in Ostberlin wird "Solo Sunny" überraschend bei den Berliner Filmfestspielen in Westberlin mit einem "Silbernen Bären" ausgezeichnet. Renate Krößner ist die erste DDR-Schauspielerin, der diese Ehre zuteil wird. Für sie ist es auch die erste "Westreise". Doch die internationale Anerkennung bringt der Schauspielerin in der DDR gar nichts. Im Gegenteil. Sie bekommt plötzlich keine Rollen mehr und weiß nicht warum.
Schon vor "Solo Sunny" erlebt Renate Krößner die Zensur der Kulturverantwortlichen. An der Seite von Manfred Krug in "Feuer unter Deck" oder neben Cox Habemma in "Die unverbesserliche Barbara" oder "Eine Pyramide für mich" spielt sie in Filmen, die aus unterschiedlichen Gründen verboten werden.
1983, nach quälenden Jahren des Stillstands, stellt Renate Krößner einen Ausreiseantrag. 1985 verlässt sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler Bernd Stegemann und Sohn Eugen die DDR. Bald kommen Angebote aus Film und Fernsehen, ob die Anwaltsserie "Liebling Kreuzberg" oder ein "Tatort" mit Götz George: Renate Krößner ist zurück auf der Leinwand und etabliert sich in den nächsten Jahrzehnten bundesweit als Charaktermimin in oft preisgekrönten Filmen.
Privat war Renate Krößner seit den 1970ern mit Bernd Stegemann liiert, seit 2005 auch verheiratet. Renate Krößners Sohn Eugen, der ebenfalls Schauspieler ist, stammt aus einer früheren Beziehung zu Schauspielkollege Hermann Beyer. Alle drei standen 2010 gemeinsam vor der Filmkamera für den Fernsehfilm "Vergiss dein Ende".
Im Mai 2020, kurz nach ihrem 75. Geburtstag, hat Renate Krößner den Kampf gegen den Krebs, den sie schon einmal erfolgreich besiegt hatte, verloren.
Zu Wort kommen: Ehemann Bernd Stegemann, Schauspieler Hermann Beyer und Winfried Glatzeder, Kameramann Eberhard Geick , Wolfgang Kohlhaase, Regisseur Hermann Zschoche, Hajo Gieß und die Journalistin Regine Sylvester.

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